Schloss Ebnet – Historischer Hintergrund

Ölbild von Altenburger (1730), Ebneter Pfarrkirche

Ursprünglich waren die Herren Schnewlin von Landeck zu Wiesneck ab ca. 1348 Grundherren zu Ebnet. Die Schnewlin’sche Herrschaft wurde 1568 durch die Herren von Sickingen erheiratet. In acht Generationen entwickelte sich die Familie von Sickingen zum führenden und einflußreichsten Breisgauer Adelsgeschlecht. Der Freiburger Bürgermeister Franz Friedrich von Sickingen (1606-1659) verlegte nach der Zerstörung der Wiesneck den Sickingschen Herrschaftsmittelpunkt nach Ebnet.

Die ursprüngliche Wasserburg wurde zunächst 1696 zu einem Landhaus umgestaltet. Die Auftraggeberin Maria Franziska von Sickingen (1645-1697) wollte den kleinen Landsitz für die bevorstehende Vermählung ihres Sohnes und Erben Ferdinand Hartmann von Sickingen (1673-1743). Ferdinand Hartmann von Sickingen fand grossen Gefallen am Ebneter Landleben, auf ihn geht die Anlage des Ebneter Gartens zurück. Auf dem Altarbild der Ebneter Pfarrkirche ist das Landhaus mit der Gartenanlage dargestellt.

Erweiterungen ab 1728

Das Herrenhaus erhielt im Jahre 1728 eine Küche und im Jahre 1731/32 eine Schloßkapelle. Ausserdem wurde 1740 an der nordöstlichen Ecke des Parks eine Orangerie mit Festsaal erbaut. Dieses Gebäude wurde bereits 1811 wieder abgerissen, die nördliche Hauswand allerdings wurde in die Schlossmauer integriert. 

Ferdinand Sebastian von Sickingen  (1715-1772) verwirklichte im Jahre 1748, d.h. nach Beendigung des österreichischen Erbfolgekriegs, seine Idee, das kleine Herrenhaus in ein Lustschloss in der Art des Mainfränkischen Rokoko in Ebnet zu verwirklichen. Besonders seine Frau Maria Anna Sophia, geb. v. Greiffenclau zu Vollrads (1722-1758) brachte viele Ideen und auch das notwendige Geld in das Ebneter Bauvorhaben. Ihr Bruder Carl Philipp (1690-1754) wurde 1749 Fürstbischof von Würzburg und vollendete die Würzburger Residenz, die heute zum Weltkulturerbe der Unesco zählt. Die Baronin von Sickingen hatte durch ihre zahlreichen Besuche in Würzburg direkten Kontakt zu Baumeister Balthasar Neumann (1687-1753) und zu Freskomaler Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770).

Beide standen der Baronin beratend zur Seite. So wuchs Ebnet zu einem bedeutenden Herrensitz und stellt heute für die Stadt Freiburg ein bedeutendes Baudenkmal dar.

 

Architekt war der aus Basel stammende Johann Jacob Fechter (1717-1797), Baumeister war Simon Schratt (1714-1781). Christian Wenzinger (1710-1797) übernahm die Steinmetz- und Stuckarbeiten und fertigte u.a. die Vier Jahreszeiten in Park und Gartensaal. Das Deckengemälde im Stiegenhaus, die damals vier bekannten Erdteile darstellend, schuf Johann Pfunner (1716-1788) nach einem Vorbild von Tiepolo, die Gemälde in den übrigen Räumen wie bspw. im Gartensaal Benedict Gambs (1703-1751).

Das Ende der Sickingen-Ära

Schloss Ebnet – Luftbild aus dem Jahre 1984

Am Ende der Sickingenära wurde der Breisgauer Besitz am 06.12.1808 an Großherzog Carl Friedrich von Baden (1728-1811) veräussert. Er starb 1811. Sein Enkel Carl von Baden (1786-1818) trennte sich im gleichen Jahr 1811 von Schloss und Schlosspark, allerdings nicht von den dazugehörigen Ländereien. So erwarb 1811 sein Reisemarschall, der aus dem Elsaß stammende Christian Freiherr Gayling von Altheim (1775-1832) das Ebneter Schloss samt Schlosspark.

Seit 1811, also seit über 200 Jahren, ist das Schloss einschliesslich Park in Familienbesitz der Familie von Gayling-Westphal.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der Schlosshof durch zwei schmiedeeiserne Tore geschlossen und zwei Ökonomiegebäude wurden erstellt. Grosse Teile der Hofmauer gingen dadurch verloren.

Erst im Jahre 1988 wurde der Schlosshof durch Nikolaus v. Gayling-Westphal wieder in den Zustand von 1750 versetzt. Auch war bis ca. 1990 der östliche Teil des Schlossparks als Gärtnerei benutzt und war mit Gewächshäusern belegt. In den 80er und 90er Jahren wurde der historische Schlosshof wieder aufgebaut, die Zehntscheune renoviert und die Reithalle aus Littenweiler in den Park versetzt.

Kultur und Veranstaltungen

Mit Christkindlesmarkt, Ebneter Kultursommer, Gartenmesse, Theateraufführungen und den seit 1978 stattfindenden Kammerkonzerten im Gartensaal sowie der Möglichkeit, sich im Schloss und in der neu renovierten Sickingenkapelle trauen zu lassen und die Zehntscheune für private Feiern anzumieten, hat Nikolaus v. Gayling-Westphal das Schlossareal für die Öffentlichkeit geöffnet.

 

Die Entwicklung

Informationsabend ZUR ZUKUNFT VON SCHLOSS EBNET
in der Reithalle am 17.07.2018

Großes Interesse und viele Informationen

Beim Informationsabend zur Zukunft von Schloss Ebnet waren am Dienstag, 17.07.18 mehrere Hundert Bürgerinnen und Bürger in die Reithalle des Schlosses gekommen. Juliane van Manen, Tochter von Nikolaus v. Gayling-Westphal und seit über 10 Jahren in der Gayling’schen Gutsverwaltung tätig, war es ein grosses Anliegen, deutlich zu machen, warum Änderungen auf dem Schlossparkareal notwendig sind. Sie stellte ihr Konzept für die Zukunft von Schloss Ebnet vor. Geplant ist, dass in die historische Reithalle Ferienwohnungen gebaut werden. Somit könnten zukünftig die erforderlichen Mittel für den Erhalt und Unterhalt des Kulturdenkmals auf dem Gelände selbst erwirtschaftet werden.

Neben van Manen standen Claudia Mann vom Landesamt für Denkmalpflege, Projektentwickler Willi Sutter und Rechtsanwalt Till Bannasch für Fragen zur Verfügung. Moderiert wurde der Abend von Markus Hemmerich.

Sutter stellte dem Publikum zunächst die Planungen für die Ferienwohnungsanlage und das neue Nutzungskonzept vor (siehe unten) und die Denkmalpflegerin Mann erläuterte die Wertigkeit dieses „Kulturdenkmals von besonderer Bedeutung“. Im Anschluss wurde rege und kritisch, aber immer fair und sachlich diskutiert. Viele offene Fragen konnten geklärt werden.

Fotos: www.johannesmeger.com

Eine Informationsveranstaltung zu einem so frühen Zeitpunkt der Projektentwicklung abzuhalten, ist eher ungewöhnlich. Für Juliane van Manen war die Veranstaltung jedoch eine Herzensangelegenheit, da eine breite Unterstützung der Bürgerschaft für sie wichtig für die Umsetzung Ihres Projektes ist. Zahlreiche Besucher brachten Ihre positive Haltung zum Ausdruck. Auch von Seiten des Ortschaftsrates und der Vereine fand das Projekt Zuspruch.

Van Manen war zufrieden mit dem Verlauf des Abends: „Aus meiner Sicht war der Abend eine gelungene Veranstaltung. Ich danke allen Beteiligten, die zum Erfolg dieses Abends beigetragen haben. Ich weiß, dass Veränderungen immer auch Ängste auslösen, ich hoffe aber, dass wir diese Ängste durch Transparenz und Informationen nehmen konnten. Besonders gefreut hat mich das positive Feedback aus den Reihen des Ortschaftsrats und der Bürgerschaft.“

 

ÜBER DAS PROJEKT:

Das neue Bebauungs- und Nutzungskonzept sieht eine Ferienwohnungsanlage vor, mit der Freiburg und das Dreisamtal zugleich ein attraktives und in dieser Form bisher nicht existentes touristisches Angebot erhält und gleichzeitig die erforderlichen wirtschaftlichen Kriterien für den Unterhalt und damit den Erhalt des Schlosses erfüllt werden. Eine Ferienwohnungsanlage zeichnet sich überdies durch vergleichsweise hohe Wirtschaftlichkeit bei geringem Flächenverbrauch aus.

Die Appartements können in die Reithalle und in das Obergeschoss der Zehntscheune unter Wahrung ihrer Denkmaleigenschaften integriert werden. Das Erdgeschoss der Zehntscheune stünde weiterhin für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung. Die optimale Nutzung der vorhandenen Bausubstanz reduziert somit die Zahl der erforderlichen Neubauten. Dies sind vor allem zwei Gebäude nahe der Reithalle für Empfang/Verwaltung, Lagerflächen, Mitarbeiterwohnungen und Serviceangebote für die Feriengäste und ein Wohnhaus. Hinzu kommt ein Geräteschuppen für die Parkpflege. Im Park zwischen Reithalle und Zehntscheune ist eine Natursauna geplant. Der bisher für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Schlosskeller mit seinem historischen Gewölbe könnte den Feriengästen als Frühstücksraum dienen und zugleich als öffentliches Café-Restaurant betrieben werden. Zwischen Schloss und Zehntscheune soll ein kleiner Terrassenbereich entstehen. Im Schloss selbst bleibt die Möglichkeit zur Durchführung standesamtlicher Trauungen einschließlich anschließender Sektempfänge erhalten. Private Feiern und Hochzeiten bis in die Nacht wird es hingegen aus Lärmschutzgründen nicht mehr geben.

Für kulturelle Veranstaltungen stehen die Erdgeschosse des Schlosses und der Zehntscheuer, das Café-Restaurant und für besondere Anlässe der Gartensaal, der Schlosshof und Teile des Parks weiterhin zur Verfügung.

Im September 2018 wollen der Ortschaftsrat und der Bauausschuss des Gemeinderats über die Einleitung des Verfahrens für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan beraten und beschließen, mit dem die Voraussetzungen für dieses Vorhaben geschaffen werden. Es wird im Bebauungsplanverfahren zwei Mal Gelegenheit zur Mitwirkung für die Öffentlichkeit geben, nämlich eine fakultative frühzeitige Beteiligung und die gesetzlich vorgeschriebene förmliche Offenlage.


Gemeinderäte befürworten die Pläne zur Entwicklung von Schloss Ebnet

Presseartikel: Badische Zeitung vom 25.10.2018